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reichen „belegde broodjes“ führten die beiden niederländischen Kollegen jeweils eine Teilnehmergruppe
durch die geologischen Aufschlüsse des beschaulichen Dinkeltals.
Neben frühholozänen Dünen und Bodenaufschlüssen mit Podsolbildungen konnte die jung- bis spät-
pleistozäne Twenteformation in verschiedenen Aufschlüssen entlang des ständig neue Prole erodierenden
Dinkelbaches vollständig nachvollzogen werden. Neben kleineren Eiskeilpseudomorphosen des LGM und
der darüber liegenden Beuningen gravel beds waren vor allem die teils sandigen, teils tonigen Ablagerungen
des Spätglazials detailliert aufgeschlossen. Der Usselo-Horizont als spätallerødzeitliche Bodenbildung war
ebenso gut zu sehen wie eine große Eiskeilpseudomorphose der Jüngeren Dryaszeit, ein Phänomen, das
nach Auskunft der niederländischen Kollegen bisher nur selten so gut sichtbar war wie bei unserem Besuch.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Paviljoen, wo der neu gewählte Präsident Prof. Dr. T. Uthmeier den
niederländischen Kollegen unter großem Beifall den Dank der Gesellschaft aussprach, ging es dann zurück
ins Ruhrgebiet.
Der zweite Tag führte bei ebenfalls bestem Wetter unter Leitung von Prof. Dr. M. Baales und Dr. B. Stapel
von der LWL-Archäologie in ein wichtiges Naherholungsgebiet des Ruhrgebietes, in die Mittelgebirgsland-
schaft des Sauerlandes. Diese Region ist in der Steinzeitforschung vor allem für ihre zahlreichen Höhlen
bekannt, die schon Mitte des 19. Jahrhunderts Ziel der ersten Forschergeneration unseres Faches waren.
Erste Station war jedoch eine Fundstelle, die erst 2004 entdeckt wurde und seither für einige Furore gesorgt
hat. Die kleine Blätterhöhle in Hagen konnte zwar nicht besichtigt werden, doch erläuterte PD Dr. J. Or-
schiedt auf dem kleinen Vorplatz die Situation der Grabungen in und vor der Höhle, bei der die ältesten
Reste moderner Menschen in Westfalen (spätes Präboreal) sowie erstmals für die Region eine Abfolge me-
solithischer Fundhorizonte freigelegt werden konnten.
Nach kurzer Busfahrt wurde dann das Hönnetal bei Balve mit der gleichnamigen Höhle erreicht. Die
Exkursionsgesellschaft konnte die moderne Nutzung der Höhle hautnah miterleben, da gerade für die erste
Veranstaltung des Jahres, traditionell ein Kindertheaterstück diesmal „Ronja Räubertochter“ geprobt
wurde. Die in der Region gern als „Größte Kulturhöhle Europas“ bezeichnete Balver Höhle ist vor allem
durch die reichen (allerdings viel zu früh ausgegrabenen) Inventare der spätmittelpaläolithischen Keilmes-
sergruppen bekannt; ein Material, das in den letzten Jahren zu interessanten neuen Erkenntnissen geführt
hat.
Nach dem Mittag im direkt neben der Höhle gelegenen Restaurant führte der Weg weiter in das enge
Hönnetal. Bei Binolen führt ein kurzer Fußweg zur Feldhofhöhle, die hoch über dem Tal gelegen ge-
meinsam mit der Balver Höhle das Schicksal einer viel zu frühen Ausräumung teilt. Neben wenigen Funden
des Mittel- und Jungpaläolithikums sind hier vor allem spätpaläolithische Funde bekannt. Zudem bietet die
etwa 100 m schlauchartig in den Berg führende Höhle ein eindruckvolles „Höhlengefühl“.
Als letzte Station des Tages wurde der weiter östlich bei Warstein gelegene „Hohle Stein“ besucht, zu-
gleich der wichtigste Fundort der Ahrensburger Kultur in Westfalen. Anhand der reichen Tierreste konnte
hier die Jagd auf im Frühjahr heraufziehende Rentierherden plausibel gemacht werden, ein Modell, das sich
mit den Befunden zweier weiterer Fundstellen dieser Zeit (Remouchamps in den belgischen Ardennen und
Kartstein in der Nordeifel) sehr gut in Einklang bringen lässt.
Der sonnige Tag endete mit der Fahrt über das Möhnetal nach Norden auf den Haarstrang und von dort
in die Soester Börde. Hier führte die Route in etwa auf der Trasse des bedeutenden mittelalterlichen Hell-
weges nach Westen zurück nach Herne.
Die 53. Tagung der Gesellschaft in Herne war erneut ein großer Erfolg für die Pleistozänarchäologie Mit-
teleuropas und unterstreicht die Bedeutung der Obermaier-Tagungen als wissenschaftliches Forum, insbe-
sondere auch im Austausch zwischen Nachwuchswissenschaftlern und Lehrenden an Forschungsinstituten,
Universitäten und Instituten der archäologischen Denkmalpege.
Dr. Leif Steguweit, Hugo Obermaier-Gesellschaft c/o Institut für Ur- und Frühgeschichte,
Universität Erlangen, Kochstr. 4/ 18, 91054 Erlangen
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